Ein paar Infos und
Gedanken zum Thema AMAZON -
Lieferbarkeit, Kundenrezensionen, Partner-Links, Korruption und Manipulation
Wenn Sie, lieber Leser, sich auf
dem Hamburger Fischmarkt für einen kompletten Thunfisch interessieren, so
bliebe es unter Umständen nicht aus, daß Ihnen der Händler ein Angebot
machte, wie Sie beim zusätzlichen Kauf eines Aales und eines Lachses noch
weiter Geld "sparen" könnten - "sparen" im Wortsinne
natürlich höchstens, sofern Sie vor dessen Verwesung noch Verwendung für die
schuppigen Kollegen haben sollten.
Derlei Konventionen gehören wohl auch zum Charme des Fischmarktes.
Etwas irritierter werden Sie
möglicherweise dreinschauen, wenn Ihr Bäcker, bei dem Sie gerade einen
Zweieinhalbpfünder Graubrot kaufen, Ihnen vorschlägt, doch noch eine
Sahnetorte zu erwerben - ohne Preisnachlaß, versteht sich.
Auch die Begründung, daß andere Kunden diese Kombination ebenfalls erstanden
hätten, zöge da wohl nur wenig.
Nun gut, solche Bäcker wird es vereinzelt geben, doch was wäre erst, wenn Ihr Buchhändler, bei dem Sie nach einem Roman von Günter Grass nachfragten, Ihnen sogleich einen weiteren - natürlich ohne Rabatt - aufzuschwatzen versuchte und außerdem meinte, Käufer jenes Romans hätten auch schon Knaurs großen Erziehungsratgeber oder den Michel-Briefmarkenkatalog erstanden?
Wie, das kennen Sie in der Form
von Ihrem Buchhändler nicht?
Dieser geht sogar auf Fragen ein, ruft nötigenfalls einen zweiten
Zwischenhändler sofort an, wenn das gewünschte Buch beim ersten vergriffen
ist, und packt gegebenenfalls ein Buch kostenlos als Geschenk ein?
Dann sollten Sie sich wohl wünschen, daß das so bliebe ...
Momentan kann noch ein großer Anteil der im Buchhandel verfügbaren Bücher über Amazon bezogen werden, wobei Amazon sich schon heute bemüht, das Angebot zu begrenzen und z.B. von 5 Büchern eines Autoren bei einem kleineren Verlag nur 3 regulär anzubieten und zu suggerieren, die anderen beiden seien nicht verfügbar. Wollen Verlag und Autor auch die anderen beiden Bücher bei Amazon verfügbar machen, müssen sie sich als "Zwischenhändler" einschalten und Amazon verdient mit, ohne einen Finger krumm zu machen.
Sollte Amazon allerdings je eine marktbeherrschende Stellung erreichen, so dürfte das umso erheblicher den Buchmarkt mehr und mehr auf Bestseller und große Verlage einschränken.
Sicher erscheint es auf den
ersten Blick "bequem", Bücher online zu bestellen. Da man auch die
Versandkosten sparen will, klickt man dann selbstverständlich weiter herum und
überlegt, was man noch bestellen könnte, um den Mindestumsatz von 20€ zu
erreichen. Dabei befindet man sich permanent unter Werbebeschuß.
Will man etwa für eine befreundete Leseratte, deren Lieblingsbücher man kennt,
ein Geschenk suchen, so hat man nicht etwa ein fachkundiges Gegenüber, das für
direkte Nachfragen zur Verfügung steht. sondern nur (und dieses bereits
ungefragt) Links zu allen möglichen Büchern, die andere Kunden, denen das
Lieblingsbuch des Freundes mal gefallen hat, erstanden haben. Einzige Botschaft:
KAUFEN!
Natürlich erscheint es ganz
besonders bequem, ein Geschenk direkt von Amazon aus zum Adressaten senden zu
lassen. Und schon aus der Fernsehwerbung weiß man, daß Amazon diesen
vorzüglichen Service anbietet. Schon für 2,60€ (pro Artikel, versteht sich)
streifen die Amazonen eine alberne bunte Papphülle übers Buch ...
Wer möchte da noch vom Buchhändler vor Ort kostenlos und kunstvoll verpacken
lassen ...
Werbepraktiken bei Amazon - die "Amazon-Partner"
Für einen Betreiber einer
Literatur-Website erscheint es zunächst lukrativ:
Er kann direkt von einem Buch, das er seinen Besuchern empfehlen möchte, einen
Link nach Amazon setzen und verdient, sofern von diesem aus das Buch bestellt
wird, Provision. Hierbei ist schon der Nebensatz zu beachten. Schaut sich der
Besucher z.B. nur die Infos bei Amazon an und ersteht das Buch erst zu einem
späteren Zeitpunkt, so gibt es keine Provision. Auch dann z.B. nicht, wenn der
Kunde Amazon direkt anwählt - für die der Seitenbetreiber ja bereits Werbung
gemacht hat.
Will ein Amazon-Partner in
wirklich nennenswertem Maße Provisionen sammeln, so muß er natürlich
möglichst viele Einzellinks plazieren, wozu ihm bereits ungefragt der Konzern
unzählige Vorschläge zukommen läßt.
Ziel:
Eine reine Amazon-Werbeseite, die ihren ursprünglichen Zweck vergessen hat ...
Wer einmal den Namen eines
Autoren, der schon nennenswert in Buchform publiziert hat, bei Google eingibt,
wird einer Folge dieser Partnerprogramme gewahr werden:
Unzählige der Suchergebnisse sind reine Weiterleitungsseiten nach Amazon, die
jedoch in der Suchergebnis-Übersicht nicht als solche wahrgenommen werden
können, da die eigentliche Seite - die man aufgrund der Weiterleitung gar nicht
zu sehen bekommt - ganz gezielt mit Suchbegriffen zum Autoren und seinen
Büchern zugespammt ist. Und dank der Weiterleitung kommt man auch per "zurück"-Button
nicht wieder zur Google Suche.
An dieser Stelle sei aber gesagt, daß es durchaus denkbar erscheint, daß
einige dieser Seiten gar nicht von provisionsgeilen "Partnern" kommen,
sondern ganz gezielt von Amazon plaziert worden sind. Schließlich bekommt man
so auch Zulauf von solchen Suchenden, die beim Abklappern der Suchergebnisse
jene auf amazon.de ganz gezielt zu meiden suchen ...
Aber zurück zum Thema:
Warum empfehle ich eigentlich auf meiner privaten literarischen Website ein Buch eines weniger
bekannten Autoren?
Doch wohl deshalb, weil ich viel von dem Buch halte und dem Autoren eine höhere
Geltung auf dem Markt wünsche!
Wirklich fördern kann man einen unbekannteren Autoren aber viel besser dadurch, daß man sein Buch beim Buchhändler vor Ort bestellt. Dieser wird nämlich mitunter auf das Buch aufmerksam und legt sich womöglich gleich ein paar Exemplare in den Laden. Außerdem erhöht sich langsam die Bekanntheit des Autoren.
Wenn der Händler regelmäßig Nachfrage nach Büchern aus kleineren Verlagen erhält, wird er auch in Zukunft noch die Möglichkeit haben, solche schnell und einfach besorgen zu können!
Bringen die großen Verlage neue
Bücher auf den Markt, so kann man in vielen Illustrierten, Zeitungen und
Fernsehsendungen mehr über Inhalt, Stil und Qualität des Werkes nachlesen.
Bei Werken von weniger bekannten Autoren aus kleineren Verlagen sieht es da
schon schwieriger aus ...
Da erscheint es zunächst lobenswert, daß bei Amazon jeder Leser eine Rezension
des gelesenen Werkes einreichen kann, welches dann angeblich veröffentlicht
wird, sofern es nur die nachzulesenden Richtlinien erfüllt.
Liest man jedoch die üblichen
Kundenrezensionen, so dürfte man zumeist eher enttäuscht sein.
Der Löwenanteil entstammt nämlich ganz offenbar von persönlichen Freunden des
Autoren, die einfach nur worthülsenhaft sagen, wie toll doch das Buch sei, was die meisten
von ihnen anonym tun.
Andere "Rezensionen" stellen z.B. bei einem Gedichtband ein komplettes
Einzelgedicht rein, was zwar deutlich mehr Aussagekraft über den Stil des
Autoren hat, jedoch urheberrechtlich nicht ganz ohne ist.
Hinzu kommt noch, daß viele Rezensionen doppelt drin stehen, was doch sehr bezweifeln läßt, daß von Amazon aus wirklich, wie vorgegeben, gewissenhaft geprüft wird (immerhin muß der Rezensent ja 1-2 Wochen warten).
Meine konkreten persönlichen Erfahrungen sind aber noch einmal spezieller:
Am 3. Januar dieses Jahres hatte ein "Rezensent" - man vermutet einen Neider aus der Leselupe - gleich zwei fast gleichlautende Rezensionen unter Vorgabe zwei verschiedener Identitäten zu Bruno Bansens Buch "Von Göttern und anderen Menschen" gepostet. Dabei zitierte er sogar beide Male ein und dieselbe Textstelle.
Hier die noch immer online stehende Rezension - die andere wurde übrinx erst Monate, nachdem Amazon auf das Doppelposting aufmerksam gemacht worden war, entfernt (so etwas von selber zu bemerken scheint ja die Intelligenz der Amazon-Leute zu übersteigen - wobei indes nicht auszuschließen ist, daß das Doppelposting deshalb nicht aussortiert worden war, weil es der Tastatur eines Amazon-"Mitarbeiters" entsprungen war):
0 von 6 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich:
Sehr schwache Dichtung (inaltlich und formal), 3. Januar 2004
Rezensentin/Rezensent: Rezensentin/Rezensent aus Mauren
Das Pandora-Gedicht beginnt mit den folgenden Worten:
"Pandora hatte Preiselbeer'n // mit Sicherheit so ziemlich gern,"...
Wie finden Sie diese zwei Verse? Ich finde Bansens Dichtung 'mit Sicherheit so ziemlich' dünn und unprofihaft. Sorry, ich möchte niemandem zu nahe treten, aber pfiffige Humor-Dichtung findet man besser bei Eugen Roth, Wilhelm Busch, Heinz Erhardt.
Zweck des Doppelpostings sollte es wohl auch sein, die angezeigte Anzahl alberner "Sterne" (1-5) zu verringern.
Da ich mich einen Freund von Brunos Humordichtung nennen kann (ich stelle sie ja schließlich schon seit geraumer Zeit unentgeltlich in meiner Freizeit aus), mir ferner auch die diversen positiven Rezensionen des Buches für potentielle Kunden letztlich wenig hilfreich erschienen, beschloß ich, mir das Buch zu besorgen und eine dem Interessenten wirklich dienliche, hilfreiche Rezension zu schreiben (Rezension: "Von Göttern und anderen Menschen").
Erstmals reichte ich diese im
Februar bei Amazon ein.
Als sie auch nach 2 Wochen noch nicht erschienen war, meldete ich mich über das
Kontaktformular bei Amazon (eine in solchen Fällen anzumailende Adresse gibt es
interessanterweise nicht, nicht einmal bei Rückantworten).
Folgende Pauschalantwort kam:
Guten Tag,
vielen Dank für Ihr Schreiben an Amazon.de.
In der Regel stellen wir Rezensionen etwa nach 14 Tagen online,
nachdem wir standardmäßig die Einhaltung der Rezensionsrichtlinien
überprüft haben.
Möglicherweise wurden unsere Rezensionsrichtlinien nicht erfüllt?
Wir bitten Sie, diesen Leitfaden unter folgendem Link aufzurufen:
(*ein alberner Link auf die "Richtlinien"*)
Rezensionen, die den Richtlinien nicht entsprechen, können nicht
veröffentlicht werden. Eine Einzelüberprüfung Ihrer Rezension auf
Einhaltung der Richtlinien von unserer Seite ist leider nicht
möglich.
Allerdings möchten wir einen technischen Fehler unsererseits nicht
ausschließen. Wenn nach Ablauf von 14 Tagen Rezensionen noch nicht
online sind, die den Richtlinien entsprechen, gehen wir von einer
technischen Ursache aus.
In diesem Fall bitten wir Sie, die Rezension noch einmal über die
Website einzugeben. Herzlichen Dank für Ihre Mühe.
Wir hoffen, wir konnten weiterhelfen.
Freundliche Grüße
(*hier steht je ein Name, was aber wenig nützt, da man an jenen nicht gezielt
Nachfragen richten kann*)
Kundenservice Amazon.de
Alles klar?
Leider können also die Rezensionen nicht geprüft werden, aber möglicherweise
habe ja die nicht erfolgte Prüfung ergeben, daß die Rezension gegen die
Richtlinien verstoße, was aber leider nicht konkretisiert werden könne, da ja
keine Prüfung stattfinde.
Man kann nun unter einer solchen Antwort anklicken, daß sie nicht hilfreich sei, und wird erneut zum Kontaktformular weitergeleitet.
Sie ahnen bestimmt schon, welche Antwort man da bekommt, nämlich die gleiche.
Was indes interessant erscheint:
Meine Bewertung des Buches (5 Sterne) schien, anders als die Rezension, durchaus bei Amazon angekommen zu sein. Mir wurde nämlich plötzlich ungefragt dringendst ein Buch empfohlen, welches mit meiner hohen Bewertung des Bansen-Buches begründet wurde.
Delikat ist dabei nur, daß das
empfohlene Buch
1.) ein relativer Ladenhüter aus einem BoD-Verlag ist (was aber mitnichten eine
Aussage über die Qualität jenes Buches sein soll. Nur ist von Amazon noch nie
bekannt gewesen, daß sich der Konzern für weniger bekannte Autoren stark
mache)
2.) ein prosaisch-weltanschauliches Buch ist, während Bruno Bansen gereimte
Humortexte schreibt
Doch zurück zum Thema:
Ich stellte also die Rezension noch einmal herein. Außerdem schrieb ich Rezensionen zu Bruno Bansens Büchern "Wenn der Kabeljau mit der Kabelfrau" und "Meyer", die ich ebenfalls postete.
Ich habe nicht nachgezählt, wie
oft ich noch die Pauschalantwort auf meine regelmäßigen Nachfragen bekam.
Einmal bekam ich sogar eine fast etwas individuell anmutende Antwort:
Guten Tag,
vielen Dank für Ihr Schreiben an Amazon.de.
Sie haben durch die Abgabe Ihrer Rezension Ihr Einverständnis
erklärt, dass wir diese offline oder online nutzen können.
Somit liegt die Entscheidung an uns, ob wir eine Rezension auf
unsere Website setzen.
Wir wollen weder zensieren noch den Ton einer Rezension verändern.
(*den Hinweis auf die "Richtlinien" erspare ich mir hier*)
Interessant bereits die Option, eine Rezension "offline" zu nutzen - schließlich wird laut Amazon-Antworten an anderer Stelle jede nicht erscheinende Rezension gelöscht. Die "offline" Nutzung kann also nur daraus bestehen, daß man dem Kunden, der sich die Arbeit gemacht hat, ein Buch fachkundig und hilfreich zu rezensieren, ein Buch zu einem völlig anderen Thema aufzuschwatzen versucht.
Nicht weniger interessant der Hinweis, man wolle nicht zensieren. Erwähnt sei hierzu auch, daß jeder, der eine Rezension abschickt, sich dazu bereit erklärt, daß diese eventuell gekürzt werde.
Nun fragt man sich natürlich, welches Interesse der Amazon-Konzern haben sollte, daß z.B. ein bestimmtes Buch, das Amazon sogar im Angebot hat, weniger verkauft werde.
Antwort:
Sicher keines. Es ist nur der Sumpf und Filz der Amazon-"Mitarbeiter",
der dahin führt.
Wie jetzt auch genau die
Konstellation in der untersten Amazon-Ebene beschaffen sei, die je zur Sabotage
am einen und zum Promoten eines anderen Autoren führt, darüber kann man in
jedem Einzelfall wohl neu spekulieren.
Nicht auszuschließen auch, daß es hier und da womöglich schlicht und einfach langjährige Rezensenten sind, die entscheiden, welche
Rezension online geht, und die vielleicht schon aus Angst vor
"Konkurrenz" stets nur dilettantische Rezensionen online stellen ...
Es reicht ja zu wissen, daß die dubiose Organisationsstruktur des Konzernes
derlei Dinge zuläßt.
Die Webseiten von Amazon.de sind ja eh schon so angelegt, daß man mangels Übersicht länger darauf verweilen muß, als unbedingt nötig wäre, um vielleicht doch noch zusätzlich etwas zu bestellen, was man gar nicht gebrauchen kann.
Wenn man jetzt noch bedenkt, daß es das Ziel von Amazon ist, den Buchmarkt zu erobern und in seiner Vielfalt zu beschneiden, so wird man vielleicht von selber Dankbarkeit empfinden, daß es den seriösen Buchhandel noch gibt und diesen weiter fördern wollen, indem man dort und nicht online kauft.
Jede Empfehlung für ein Buch, die ich je auf dieser Seite aussprechen werde, wird zu 100% meiner persönlichen Überzeigung entsprechen und mit dem resultierenden Wunsch, Autor und Werk zu fördern, verbunden sein.
Daher verzichte ich inzwischen ganz bewußt auf Amazon-Provisionen und bitte Sie, liebe Besucher, im heimischen Buchhandel nachzufragen, sollten Sie Interesse an einem hier vorgestellten Buch entwickeln.
LieGrü.
DeGie