Gott sei Dank 

Horsti und Rapunzel 

Mein Traummann
altersvariabler Zyklus in 6 Teilen 

Der Killer-Hai  

verreimter Auszug aus 
"Fünf Jahre meines Lebens" 
von Murat Kurnaz

Der Keuschheitsgürtel

Letzten Sommer

Waschbärs Waschsalon.

Damals. im Wilden Westen

 

 

Gott sei Dank
Gerd Geiser © Januar 2007

Ringsherum sieht man zuhauf
Kreuze mit Herrn Jesu drauf.
In den Kirchen dieser Welt
ist Er derart ausgestellt.
Mittig und in Seitengängen
sieht man Ihn am Holze hängen.
Selbst auf dem Mount Everest
steht ein Kreuz und hält Ihn fest.

Was das soll, das weiß der Christ:
Jesus ihm so Hoffnung ist.
Zuversicht und Trost Er spendet
durch die Art, wie Er geendet.
Rom, es dachte, Du mich auch,
und nach altem Römerbrauch
schlug man Ihn höchst ungehalten
an ein Kreuz aus Hartholzbalken.

Angenommen, Hochverräter
wären nun, wie Täter später,
nicht am Kreuz zu Tod gekommen
und, nur einmal angenommen,
Jesus wär am Strick geendet,
hätt am Seil uns Heil gespendet,
würden wir nicht hilflos taumeln,
sähen wir am Tau Ihn baumeln?

Wären wir nicht tief betroffen,
könnten wir noch heiter hoffen?
Pilger pilgern und sie sehen
Jesus sich im Winde drehen?
Stell dir vor den Exorzist,
instabil sein Werkzeug ist.
Würden unterm Heil´gen Galgen
Schüler in der Klasse balgen?

Wie beweg ich meine Hände,
wenn ich mir den Segen spende?
Und die Sache mit dem Blut
käme so wohl auch nicht gut.
Nicht der Strick, nicht das Schafott
wurd gewählt, drum Dank sei Gott.
Nicht gevierteilt, unverbrannt
hängt Er aus im ganzen Land. 

 

 

 

 

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Der Killer-Hai
Gerd Geiser © April 2007

Hinter seinem Treibholztisch
träumte einst der Tintenfisch.
Ganzen Herzens, voller Seele
liebte er die Seemakrele.
Und so schrieb er ihr diverse
tief empfund´ne Liebesverse.

Schrieb mit seiner Rechtschreibschwäche
hinter seiner Schreibtischfläche
einen feinen Minnesang,
der nicht mal so übel klang.
Doch der Text in seiner Form
widersprach der Rechtschreibnorm.

Etwa um dreiviertel Zwei
schwamm Gevatter Hai vorbei.
Hi, wie geht´s? Schnell ein paar Worte
aus der Dialog-Retorte
und die Frage an den Hai,
ob er ihm behilflich sei.

Killerhaie sind vom Wesen
hilfsbereit und sehr belesen.
Wenn sie durch die Meere segeln,
lernen sie die Rechtschreibregeln.
Und sie haben einen Stift,
dieser ist für Tinte Gift.

Damit killert weg der Hai
alles, was nicht einwandfrei.

 

 

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Letzten Sommer
Gerd Geiser © Januar 2007

Ich träumte am Teiche,
die Hand unterm Ohr,
und Elle und Speiche
stützten mein Haupt.
Der Wald war belaubt,
das Schilf wuchs empor,
und ich glaube, sein Rohr
verbarg meine Blöße
aufgrund seiner Größe.

Jetzt sah ich das Weibchen,
denn Strahlen erhellten
ihr federnes Leibchen
und den Ort dort am Teich,
ihren Wirkungsbereich.
Zwei Flügelchen schnellten
aufs Wasser und wellten
den Spiegel, ganz leise,
andeutungsweise.

Und drüben im Tännchen
war´s dergestalt,
da schimpfte das Männchen,
ein Rohrspatz auch er.
Er atmete schwer,
und es hallte im Wald:
"Den Kindern ist kalt!"
Dann flog er zur Schonung,
sie folgte zur Wohnung

und nahm auf ihrem Himmelsritt
zum Nest noch zwei, drei Würmchen mit.

 

 

 

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Horsti und Rapunzel
Gerd Geiser © Mai 2007

Hänsel und Gretel verirrten sich im Forst.
Hänsel sprach zu Gretel: "Du, ich bin der Horst.
Kenn da eine Hütte
in des Waldes Mitte.
Folg mir nach, Rapunzel,
ich leuchte mit der Funzel."

Gretel, die Rapunzel war,
strich sich durch ihr langes Haar,
fragte sich, aus welchem Märchen
Horst wohl sei, sprach: "Teddybärchen,
bist du Horst, so ist mir´s recht,
wärst du Hänsel, mir würd schlecht."

Und im Mondlicht stehn acht Tännchen,
eines mehr als Heinzelmännchen.
Horsti denkt: Das sieht ein Blinder,
das da sind Rapunzels Kinder.
Sieben Wichtel, große Neune!
"Geh schon mal allein zur Scheune,
muss noch Zigaretten holen,"
und sie tat, wie ihr befohlen.

Wie das Märchen weiter geht,
z.Zt. noch in den Sternen steht.

 

 

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verreimter Auszug aus 
"Fünf Jahre meines Lebens" von Murat Kurnaz

Gerd Geiser © Mai 2007

Ich sage mal: Guantánamo. -
Muss ein Häftling dort aufs Klo,
hat er in der Freiluftzelle
eine kleine Notdurftstelle.
Diese ist ob der Gefahr
allerseits gut einsehbar.

Doch nach Jahren im Gefängnis
bringt das keinen in Bedrängnis.
Gut vertraut mit Käfighaltung
meidet er die Hausverwaltug.
Kurz die Beine angewinkelt
und ins Loch hinein gepinkelt.

Ärgernis jedoch bereitet,
wenn der Arrestant bestreitet,
dass ihm hier geholfen wird,
und er sich beharrlich ziert.
Besser ist es sich zu läutern,
als zu meckern und zu meutern.

Oftmals helfen Eisenschellen,
um sich einer Tat zu stellen.
Das Gewissen wird entlastet,
wenn der Sträfling eifrig fastet
oder auch mal tagelang
sich versenkt im Tiefkühlschrank.

Ist er hier zu lang alleine,
amputiert man ihm die Beine.
Doch, die sind ja eh verloren,
wenn sie erstmal abgefroren.
Schwer wird jetzt des Stuhles Gang
auf ´nem Stumpf mit Blutandrang.

Denn dann sucht auf seinen Schenkeln
der Proband nach Haltehenkeln.
Greift er in den Drahtverhau,
haut man ihm die Finger blau,
weil nun mal die Drahtberührug
nicht erlaubt ist, sagt die Führung.

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Kurnaz kommt nicht mehr zur Ruh.
Soll man´s glauben? - Jetzt kommst du.

 

 

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Waschbärs Waschsalon
Gerd Geiser © Mai 2007

Hinterm alten Wasserstauwehr
wohnt ein kleiner Wassersaubär.

Alle Tiere der Region
lieben seinen Waschsalon.
Körbe bringt man ihm und Taschen
voll mit Wäsche, sie zu waschen.
Ob nun Feines, Buntes, Grobes,
jesdermann ist voll des Lobes,
weil dem Bären es gelingt, 
dass der Schmutz nach außen dringt.

Dank des Wäscheklammeraffen
ist die Arbeit gut zu schaffen.
Dieser hilft als Volontär,
bis die Wäsche ringsumher
an der Leine lustig flattert
und im Wind sich trocken knattert.
Abends steht das Affenwesen
hinter Bärens Ladentresen,
reicht dem Kunden seine Ware,
in die Kasse fließt das Bare.

Auch der Affe kriegt Salär,
dies, obwohl er Volontär.
Weil die Wäsche so schön bleich,
wurde unser Waschbär reich.
Schmutz zu lösen war sein Streben
und der Sinn in seinem Leben.
Rein sollt´ sein das Lebenswerk,
diesem galt sein Augenmerk.

Doch der Wäsche tiefe Reinnis
blieb ein Waschbär-Werksgeheimnis.

 

 

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Mein Traummann
Gerd Geiser © Oktober 2006

Mein Traummann (sie, 22 Jahre)

Mein Traummann sieht gut aus,
hat Geld, ein eig´nes Haus,
ist immer aus dem Ei gepellt
und gibt sich völlig unverstellt.

Mein Traummann, der ist zart,
von herzensguter Art,
er ist so lieb und fürsorglich
und jeden Tag rasiert er sich.

Mein Traummann ist trainiert,
nie alkoholisiert,
hat einen schmalen Hosenbund
und liest die Wünsche mir vom Mund.

Romantik liebt er sehr,
voll Phantasie ist er,
er hört mir zu und ist mir treu,
und jeden Tag liebt er mich neu.



Mein Traummann (geänderte Aufstellung, sie, 32 Jahre)

Mein Traummann hat ein Häuschen
und nennt mich gern sein Mäuschen.
Er ist auf seinem Hinterhaupt
nach Möglichkeit noch nicht entlaubt.

Mein Traummann, der hat Charme,
mit seinem starken Arm
stellt er mit mir die Möbel um,
tanzt Walzer links und rechts herum.

Er öffnet mir die Tür,
ich danke ihm dafür,
er hört mehr zu als dass er spricht
und ist am Tag nie hackedicht.

Mein Traummann hat Gefühl,
er lobt mich, wenn ich spül,
er weiß, wann ich Geburtstag hab
und dass er mir sein Ja-Wort gab.



Mein Traummann (geänderte Aufstellung, sie, 42 Jahre)

Mein Traummann ist ein Baum,
die Glatze sieht man kaum.
Mein Traummann zog längst von zuhaus
in eine eig´ne Wohnung aus.

Mein Traummann, der ist fit,
er kratzt sich nie im Schritt,
geht niemals ohne Abschiedskuss
und kauft nie Sekt mit Schraubverschluss.

Mein Traummann, der ist groß,
er fährt auch niemals los,
bevor ich nicht im Auto bin.
Mein Traummann hat kein Doppelkinn.

Mein Traummann ist nie frech,
und wenn ich mit ihm sprech,
dann weiß er, wann er nicken muss.
Er knickt nie ein beim Koitus.


Mein Traummann (geänderte Aufstellung, sie, 52 Jahre)

Mein Traummann ist korrekt,
sein T-Shirt nie befleckt,
mein Traummann ist kein Muttersohn,
er hat ein eig´nes Zimmer schon.

Mein Traummann rülpst nicht rum,
er furzt auch nicht, kurzum,
er weiß, was sich im Leben schickt,
und dass man Kinder nicht erschrickt.

Er leiht sich auch kein Geld,
rasiert sein Stoppelfeld
zumindest mal am Wochenend.
Er ist kein Playboy-Abonnent.

Er weiß auch, wie ich heiß
und riecht nicht so nach Schweiß,
hat einen starken Blutkreislauf
und steht allein vom Sofa auf.



Mein Traummann (geänderte Aufstellung, sie, 62 Jahre)

Mein Traummann, der ist willig,
im Unterhalt recht billig.
Er nervt nicht rum von früh bis spät
und schnarcht nicht, wenn ich mit ihm red.

Mein Traummann kann selbst stehn,
aufs Klo alleine gehn.
Hat er sein Essen hart gemocht,
isst er´s heut lieber weich gekocht.

Mein Traummann ist gut drauf,
doch eines fällt mir auf:
Lacht er mir offen ins Gesicht,
weiß er den Grund oft selber nicht.

Mein Traummann trägt Bekleidung,
und denk ich mal an Scheidung,
dann nur, weil er mal wieder blind
nicht weiß, wo seine Zähne sind.



Mein Traummann (geänderte Aufstellung, sie, 72 Jahre)

Mein Traummann lebt daheim.
Er atmet aus. Er atmet ein. 

 

 

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Der Keuschheitsgürtel
Gerd Geiser © Januar 2007

Wiedersehensfeier der heimkehrenden Krieger

Im Ulmengrund 
die Freundesrund
sitzt Stund um Stund,
und Kunigund,
so wohl gerundt,
so urgesund
tut Siegmund kund:
"Ich sitz mir wund
und blau und bunt
den Hintern." Grund:
Tief unterm Bund
vorm Honigmund
ein Schloss sie schund.

Doch Siegesmund, 
der blöde Hund,
den Schlüsselbund
nicht wieder fund.

 

 

 

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Damals, im Wilden Westen
Gerd Geiser © Januar 2007

In den Appalachen wachen
nachts die Irokesen.
Sehn sie nichts und hörn sie nichts,
dann ist auch nichts gewesen.

Und wenn nichts war, dann freun sie sich
und fangen an zu lachen
darüber, dass kein Bösewicht
sie zwang, ihn tot zu machen.

Doch wenn die Appalachen-Wachen
nach der Nachtschicht weinen,
dann steht so manches Bleichgesicht
nicht mehr auf seinen Beinen.

Der Weiße Mann ist anders drauf:
Nach kurzem Federlesen
belacht er jedes Mal aufs Neu
den toten Irokesen. 

 

 

 

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CD von Gerd Geiser und Ulli Torspecken: "Ach Du lieber Schwan"

Gerds Homepage
mit Infos zu Gerds Buch 
"Von Krämerseelen und Seemakrelen"
inc. Link zur Rezension des berühmten 
Humorlyrik-Kritikers Rudolf Geiser
plus Infos zur Audio-CD 
"Ach Du lieber Schwan"

Gerd Geisers Buch "Von Krämerseelen und Seemakrelen"

Gerd Geiser in der Leselupe

 

 

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