Praktische Intelligenz

 

Technisches Verständnis

Diese Aufgaben tauchen seltener in IQ-Tests, jedoch um so häufiger in Eignungs- und Einstellungstests auf. Sie sind, obwohl die technischen Konstruktionen zum Teil etwas sonderbar anmuten, durchaus sehr wirklichkeitsnah. Zwar basieren die Lösungen im Kern auf physikalischen und technischen Gesetzen, doch sind dieses ausnahmslos Gesetze, mit denen jeder Nichtsäugling schon in Kontakt getreten ist. Und schließlich wird auch der technisch Versierte immer wieder auf Probleme stoßen, die zwar auf ihm bekannten Gegebenheiten beruhen, die er jedoch in konkreter Form erst noch analytisch lösen muß.

Die Lösungsfindung wird im Idealfalle der in den abstrakteren Aufgaben ähneln. Der Sinn der letzeren ist ja nicht zuletzt der gewesen, die logisch-analytische Herangehensweise auf ein Problem zu schulen. Und Probleme wird der Nichträtselfreund in der äußeren Welt zumeist in konkreter Form vorfinden, und zwar nicht selten Probleme technischer Natur.

Allerdings hat man im Vergleich zu den abstrakteren Aufgaben in diesem Komplex deutlich öfter die Möglichkeit, Erfahrungswerte sinnvoll einzubringen – zumindest deren Kerninhalte. Daher schneidet sehr oft ein guter Handwerker besser ab als z.B. ein Spitzenjurist oder -psychologe.

  1. Dieses ist eine Aufgabe aus der Erfahrungswelt, jedoch auch durch logisches Herangehen zu lösen:
    Um den rechten Behälter zu leeren, ist das Öffnen von Ventil 3 sicher unvermeidlich.
    Öffnen von Ventil 2 hätte allerdings den nicht geforderten Zusatzeffekt, daß der linke Behälter mitgeleert würde.
    Bleibt die Frage nach Ventil 1. Würde nur Ventil 3 geöffnet, so entstünde oben im Behälter mit dem Ablaufen der Flüssigkeit mehr und mehr ein extremer Unterdruck, da die vorhandene Luft sich auf immer mehr Volumen verteilen könnte. Derartiges sollte uns nicht zuletzt vom Trinken aus der Flasche ohne Luftloch vertraut sein, wo in Schüben parallel zum Ablaufen der Flüssigkeit Luft von unten angesaugt wird, was das Ablaufen merklich behindert.
    Öffnet man zusätzlich Ventil 1, so wird dieser Effekt merklich abgeschwächt und die Druckveränderung hält sich in Grenzen, ohne daß die linke Flüssigkeit abliefe. Deshalb Lösung b).
  2. Da ein Antriebsriemen die von ihm verbundenen Zahnräder beide mit (trivialerweise) gleicher Absolutgeschwindigkeit (halb) umrundet, wird er das jeweils kleinere schneller (halb) umrundet haben, weshalb dieses mehr Umdrehungen in der gleichen Zeit schafft, also schneller läuft.
    Von A nach D steigt nun aber innerhalb eines Verbindungsriemens die Größe der Zahnräder mit aufsteigenden Buchstaben, weshalb D am langsamsten ist.
    [Daß das äußere Zahnrad von C hier das absolut größte ist, tut nichts zur Sache, da dieses ja gar nicht mit D verbunden ist. Man kann sich D als das Pedalrad eines Fahrrades vorstellen, das üblicherweise ein noch kleineres Kettenrad antreibt, welches mit einem relativ großen Hinterrad (absolut gesehen das größte) läuft: Das Hinterrad dreht letztlich schneller als das Pedalrad.
    (Wäre dem nicht so, so hätte man im 19. Jahrhundert sicher nicht die sturzanfälligen Hochräder gebaut, als Kettenantrieb noch nicht üblich war:
    Die gewaltige Größe des direkt angetriebenen Rades hat damals die jetzige lange Übersetzung auf ein weniger riesiges Hinterrad ersetzt.)]
  3. Beide Räder laufen mit der gleichen Umdrehungszahl, weshalb das größere, rechte Innenrad mehr Band aufwickeln kann, als das linke freizugeben imstande wäre – falls links überhaupt noch Band abzuwickeln ist.
    Deshalb wird sich die Kiste nach oben (Richtung A) bewegen.
  4. In Boot A übt der Fön zwar eine Kraft auf das Segel aus, doch übt das Segel die gleiche Kraft auf den Fön aus (actio=reactio); der Fön bläst gewissermaßen das Segel nach rechts und sich selbst nach links. Da das Segel jedoch keine Chance hat, dem Fön zu entfliehen – sind beide doch fest miteinander verbunden - wird sich das Boot gar nicht bewegen.
    Wäre es möglich, Boot A in dieser Weise anzutreiben – was außer Münchhausen noch niemand geschafft hat - so könnte man schließlich das Boot auch bewegen, indem ein Passagier gegen den Mast drückte!
  5. Bei Boot B ist das schon anders:
    Der Fön übt eine Kraft auf die relativ zu ihm frei bewegliche Luft aus. Allerdings verläuft diese Kraft nach rechts, weshalb die auf den Fön und sein System wirkende Gegenkraft nach links verläuft und das Boot (sehr langsam!) rückwärts fahren läßt.

    Alles in allem fährt keines der Boote vorwärts.

  6. Überträgt ein Zahnrad seine Rotation auf ein zweites, so wird dieses im entgegengesetzten Drehsinn rotieren. Wird dieser Vorgang iterativ auf weitere Zahnräder fortgesetzt, so werden das dritte wie alle weiteren ungeraden Zahnräder wieder den Drehsinn des ersten Zahnrades haben.
    Greift nun ein ungerades Zahnrad (hier das 7.) in das erste, so will es diesem eine Rotation aufzwingen, die im Gegensinn der vom ersten Zahnrad ausgehenden Drehung steht.
    Die Folge: Das erste Zahnrad weiß überhaupt nicht mehr, in welche Richtung es nun drehen soll und läßt es ganz bleiben. Diesem Beispiel nehmen sich schließlich auch sämtliche anderen Zahnräder an, weshalb sich kein Zahnrad dreht.
    Bei einer zyklisch verbundenen, geraden Anzahl an Zahnrädern hingegen würden die ungeraden Zahnräder mit dem ersten drehen und die geraden im Gegensinn.

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