zu Ludwigs Bildern in der Galerie
Marmorengel
im Park
Ludwig Janssen ©
07.08.2003
im Innen regt sich dieses Lauschen
das deinen Zügen Leben wähnt
und hört es auch nur Blätterrauschen
mein Herz ist, was sich nach dem sehnt
das königlich von Könnerhänden
deinem kalten Außen schimmert
weiß, als ob sich Seelen fänden
an ein fernes Wir erinnert
das mir nun nah für dieses eine
Fühlen tief im Nebeltreiben
allein im Park und still wir beide
nur ein Erinnern wird mir bleiben
Schatten
Ludwig Janssen ©
11.10.2003
Manchmal
wirfst du
lange Schatten,
die kennen dich nicht
und du sie nicht lange.
Die eilen
lächelnd voraus
mit Kulleraugen
und Zuckerschnütchen,
die decken zu,
bereiten Wege
und bannen Spuren,
als fette Freunde dir
ein einziger
VORTEIL,
nach dem du gierst,
der dich retten soll
vor Veränderung
und faltigen Geistern.
Manchmal,
unversehens,
springt das O
ins V,
beult es aus,
ganz unten,
verliert sich
spurlos...
Dir bleibt der Rest.
Nun stehst du
allein
mit Vielen
im eigenen Schatten.
Von Aalen und kleinen Unvollkommenheiten
Ludwig Janssen 15.05.2004
oder: Über die Kunst des Arrangements
Das Lineal war sauer:
es ward so oft gebogen,
dass ihm die Zentimeter
aus der Skala flogen.
Es wand sich hin, es wand sich her,
voll Furcht vor Knicks und „Knacks!“
Maß zu halten schien ihm schwer
ob solchen Schabernacks.
Von diesem Leid erfuhr ein PfAhl,
der in der Landschaft lehnte
und sich, müde dieses Seins,
nach Verflachung sehnte.
Ich, rief er, könnt’ behilflich sein,
wenn du das „ine“ drehtest,
mir ein „u“ gäbst und zudem
statt „L“ ein „G“ dir wähltest!
Das „L“, das tausch’ ich gerne ein,
das tut mir gar nicht weh,
sprach Gineal im inewenden:
Wer hilft nun dir zum See?
Ein Stuhl, zerbrochen, kam der Bitte
um Hilfestellung gerne nach,
gab dem Pfosten seine Mitte
(im ras war ihm danach).
Ein Pfuhl liegt nun an jener Stelle,
an der ein PfAhl noch stand.
darin ein Schlingel, der fortan
kurz „Geni-Aal“ genannt…
Am Tag nach Sankt Crispinus
Ludwig Janssen ©
24.5.2004
(inspiriert durch Shakespeares Heinrich V)
Am Tage nach Crispinus ist gut schweigen
über Brüdern, von Rabenflügeln schwarz
Und niemand, niemand, der im Spiegel
schart'ger Schneide seinen Tränen
bunte Bänder ins Vergessen flicht,
wird rein vom Blute der Besiegten
die nach der Schlacht gemeuchelt wurden.
Dieses Schlachten, es wird schnell vergessen
in Hallen, wo nur Sieger thronen
über willfährigem Volke,
frei freier Geister, deren Größe
lästige Schatten werfen könnte.
Am Tage nach Crispinus ist ein Richten,
das nicht nach Worten zählt noch Recht,
da diese schon dem Sieger eigen,
von seinen Rittern wohl gewogen und geteilt.
Das zählt nach Größe, Unbestechlichkeit und Gnade,
die keinen Schwerthieb, der pariert,
keinen Pfeil, der nicht verschossen,
keine Wunde, in der Schlacht erlitten,
auch nur ein Atmen weit vom Schlachtfeld trägt.
Wer dieses tut, der richtet sich
und bringt sich selbst um den Gewinn
den Bruder sich zum Freund zu machen,
der zu streiten wußte und zu kämpfen,
der Stirn bot statt des Schirlingsbechers
speichelleckerisches Schmeicheln.
Am Tage nach Crispin darf keiner schweigen
von denen, deren Sache klar entschieden
schon vor dem ersten Schlachtenruf.
Wenn es daran geht zu richten
und sich die wenden, die den Verlierern
gleiches taten wie die ihnen
in offenem Gefecht zu beiderseitigem Erkennen:
War es das wert?
Dann, Bruder, lass dein Weinen,
weinst du doch nur um dich
inmitten stummer Brüder,
von Rabenflügeln schwarz,
Um dich und die verlor'ne Größe
die dir kein Vers, kein noch so schönes Wortspiel wiederbringt,
wenn sie im Blute dessen untergeht,
der durch dein "Lass gut sein"
nicht gerichtet worden wäre
am Tage, als du feige schwiegst.
Kunde aus Innerwelt
Ludwig Janssen © 21.06.2004
Es ist ein Ineinanderdrehen
aus flüchtigem Begegnen
im Strom der Vielen nur ein Wirbel
ist Senken und Versinken
Nur Blätterrauschen eines Baumes
der schon längst Vergangenheit
trägt es ein Denken und ein Fühlen
hinein in dein Erkennen
das dreht und schwingt
vergeht und klingt
noch lange nach -
ach!
Nun trägst du, Mensch im Strom der Vielen
ein Bild in dir, das deines ist
sich für ein Ineinanderdrehen
bereit hält und sich dann – vergisst…
Schattenmusikant
Ludwig Janssen ©
19.06.2004
Dunkel
mein Grund
dem Kiesel
Ort der Stille
Ziel
taumelndem
Sinken
Ein Meister
darin
mit einem Cello
der Tod.
Sein Schattenspiel
Saiten, zart gestrichen
rühren mich an
machen
meinen Klang
der sterblich dich berührt
Singt er doch
das Lied
eines Abschieds
feiner als Licht
macht er
dass ich lieben
Glück fühlen
das Leben
loslassen
kann
werde
Erde
Kosmisches
Drehen
Ludwig Janssen © 18.01.2004
Und ist auch alles Quantenwirbel
Chaos in vertrauter Bahn
verborgen jedes Menschen Meter
nur seinem Träumen aufgetan
so schwinden jene Wirklichkeiten
die Menschengeist mit Sinn durchwirkt
zu Wolkenschaum – und Fragezeichen
was Insel seinen Sinnen wird
Still neige ich mich vor dem Großen
das alles ineinander fügt
in raum- und zeitenlosem Schoße
gewähren lässt und einfach liebt
Gedicht
eines schweren Tages
Ludwig Janssen © 25.03.2003
Weiß nicht,
wozu es gut ist.
Weiß nur,
dass es weh tut.
Sehe dich schwinden -
du fühlst es.
Fühle dich sterben -
du stirbst.
Gehst du mir voran
oder nimmst du
meinen Plan
mit dir?
*******
Es ist Zeit.
Wie immer,
wenn du Angst hast,
suchst du
meine Nähe:
Ich bin da!
Vertraute Worte.
Für dich.
Sch...! Sch...! Still!
Still, mein Herz! Herz, steh still!
Du gehst.
Ein Krampf.
Ein letzter Schnaufer.
Blut.
Stille.
Meinen Plan hast du mir gelassen.
*******
Ich zeigte dir das Leben.
Trug dich durch alle Ängste.
Du an meiner Seite,
immer.
Immer.
Nahm ich dich mit
in meinem Drehen,
öffnete ich dir
den Himmel
Es tut weh,
Erde zu sein,
dich zu tragen,
zu diesem schönen Platz.
Es tut weh,
Himmel zu sein
ohne dich -
doch es geht.
*******
Heute nacht
werde ich
dein Atmen
vermissen.
Morgen früh
die Begrüßung,
den hungrigen Blick
auf mein Brot.
Dieser Abschied
löscht einen Stern
nach dem anderen.
Es sind sehr viele.
*******
Einen Stern bewahre ich:
Unsere Reise
war dein Leben:
Es war voll und gut.
Die Reise
unserer Seelen
geht weiter:
Auf Wiedersehen!
Mitternachtsgedanken
ein jahrzehnteübergreifender Automonolog von Ludwig Janssen
zu Ludwigs (älteren) gemalten Gedichten
zu Ludwigs Bildern in der Galerie