Geschütteltes Pferd

El-Ledigt (chinesische Rezitation)

Das geschüttelte Schneewittchen

Alles auf einen Streich

Über den Durst

Vom gelüsteten Lecken (chinesische Lesung) 

Beim Zahnarzt (geschüttelt)

Die Erlbluse

 

 

 

Geschütteltes Pferd
Steffen Heinig © 2006

Ein Recke ritt sein Schinderross,
als er auf wilde Rinder schoss.
Doch lief die Schecke sauer trudelnd
und überdies in Trauer sudelnd.

Allmählich sah der Kecke rot,
am Pferde roch der Recke Kot
und fand, weil er das Stinken schaute,
mit Grauen, was am Schinken staute.

Auch vorn ertönte Klagen, Meckern,
ein Drängen, Zwängen, Magenkleckern,
weil Gras mit Macht im Schlunde ruckte,
worauf das Ross ’ne Runde schluckte.

Die Schecke blickte bang und hockte.
Der Recke saß am Hang und bockte:
„Kein Wunder, dass der Magen krampft,
wer Gras bis hoch zum Kragen mampft!“

In Wahrheit litt das Schinderross,
nur weil ein Recke Rinder schoss! 

 

 

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El-ledigt
(chinesische Rezitation)

Steffen Heinig © 2006

Ein Knäblein saß im Schneideglas
und spülte Schmelz am Knie.
Es litt und fiel, nun litt es viel
und kühlte Knie wie nie.

Wie lief das Blut, es lief das Kind:
„Mama, ich schlammte mich.
Ich litt in Lichtung Lichtung doch
im Glase lutschte ich.“

„Du lügst, mein Sohn, ich lüge dich.
Ich fühle das genau,
du fühltest doch den Schimmel wild,
nun ist die Blaue blau!“

„Oh nein, ein Hammel lag im Glas,
mit langem Hammelstiel!
Ich habe keinen Schimmel mehl,
wie ich vom Schimmel fiel.

Mit Schlecken lag ich legungslos
im legennassen Glas
Nun lammte mich ein Hammellamm
am Lücken so zum Spaß.

Die Hammelhelden schleckten mich
ganz schlecklich im Gesicht.
So lag ich stall am Hammelstall
und lief: “Das tut man nicht!“ 

Ich lieb schnell all die Spucke weg,
und humpelte nach Haus,
doch übel übelgab ich mich
aus meinem Lachen laus.

Leib bitte Salbe auf mein Knie,
und pudel auch mein Bein.
Dann pflück ich eine Lose lot
zum Dank – oh Mami mein!“

 

 

 

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Das geschüttelte Schneewittchen
Steffen Heinig © 2006

Einst hielt sich den Bauch und das Leibchen (es wärmte),
am Fenster ein dickliches Weibchen, es lärmte:
"Ich will bald ein Kind, mit geröteten Lippen,
die Brust schön gestrafft auf gelöteten Rippen,
mit blässlicher Haut, reichlich Hirn, eben stolz
und schwärzlichem Haar, an der Stirn Eben-Holz!"

Die Freude, das Kind zu bestaunen, verdarb
das Pech, dass die Mutter in Daunen verstarb.
Da weinte der König, hat sauer getrunken.
Er blieb wohl ein Jahr so in Trauer gesunken,
sang schaurig zur Laute und bratschte zur Laut',
doch dann hielt er inne und latschte zur Braut.

Die Neue schien eitel, von Schuhen zu träumen,
worauf sie begannen, aus Truhen zu schäumen.
Sie zwang jeden Tag an der Türe den Spiegel:
"Jetzt sag: "Du bist schön", oder spüre den Tiegel!"
Der Spiegel sprach: "Klar doch!" und schummelte brav
Die Königin ging und er brummelte: "Schaf!".

Einst wich ihr vor Wut in der Frühe die Blässe.
Der Spiegel rief garstig, ihr blühe die Fresse
mit Pickeln, doch glänze Schneewittchen so flimmernd.
Die Königin heulte: "Dies Flittchen!" - so wimmernd.
Sie wünschte sich Krätze und Bart an die Dirne,
ein Foto und Pfeile für Dart - an die Birne!

Auch hieß sie dem Jäger, das Kücken zu stillen,
im Walde Schneewittchen in Stücken zu killen.
Er zog seinen Dolch und das brach ihre Stille.
Der Jäger stach zu, doch erstach ihre Brille.
Schneewittchen hob an vom Gekloppe zu jammern,
um Milde zu bitten, die Joppe zu klammern.

Doch weil das Schneewittchen noch kläglicher tropfte,
besann sich der Mann, der verträglicher klopfte.
Er sprach: "Ich verschone den Hintern. So sei's!
Mir selbst brennt die Hand wie beim Sintern so heiß.
Auch scheint mir enorm deine Lunge zu schwächeln,
behalte sie, übe, mit Schwunge zu lächeln."

Welch Fehler auf Jäger als Schergen zu bauen.
Schneewittchen lief fröhlich nach Bergen zu schauen,
entdeckte im Wald 'ne belämmerte Hütte,
nicht wirklich ein Schloss, 'ne behämmerte, lütte.
Und dennoch entschloss sie sich, schneller zu tappen,
den Fraß selbst vom siebenten Teller zu schnappen.

Bald schnarchte Schneewittchen in Kojen gebettet,
in sieben zugleich, wie die Bojen gekettet.
Doch schmerzte alsbald das besabberte Knie.
Da saugte ein Zwerg und beknabberte sie.
Ihn lockten die Locken der Schönen zum Fummeln.
Sie neigte als Kind schon zum Fönen, zum Schummeln.

Meist klopften die Bengel an edelsten Drusen,
heut herrschte Gedrängel an edelsten Busen.
Das Mädchen erschreckte das feine Gewühle,
der Zwerge, erweckten ihr Weinegefühle.
So kochte das Schönchen den Zwergen die Suppen,
bekämpfte den "Söhnchen" (den Zwergen) die Schuppen.

Die Königin schien mit 'nem Ziegel zu spielen,
in Wahrheit jedoch auf den Spiegel zu zielen.
Der sprach nur, er hätte schon Jahre gehaucht,
ihr röchen seit Jahren die Haare gejaucht.
Heut werden selbst Zwergengestalten gefönt,
Schneewittchen hätt nie über Falten gestöhnt!

Die Böse begann ziemlich heftig zu denken,
besessen, Schneewittchen recht deftig zu henken
und schlich zu den Zwergen als olle Verwirrte,
gab vor, dass sie sich mit der Wolle verirrte.
Sie knüpfe zu neuesten Moden die Bandeln
Jetzt sei sie vom Laufen am Boden - die Mandeln.

Schneewittchen bewegte die derbere Hüfte.
Der Gürtel entlockte ihr herbere Düfte.
Die Böse hob an im Gezeter zu gurren:
"Wart ab, meine Maid, schließlich geht er zu zurren!",
das Bandel am Eierstock feste zu rammeln.
Sie sank, um im Faltenrock feste zu stammeln.

Die Zwerge erahnten Dank schändlicher Luft:
"Schneewittchen missbrauchte ein ländlicher Schuft!"
und fanden die Ärmste, schon blau an der Nase,
mit wollenem Gürtel, genau an der Blase.
Sie rissen am Kleide, was schnelle verführte,
das Zwerchfell doch auf alle Fälle verschnürte...

Nun, Königin, rasch, in den Spiegel geschielt!
Wieso hat der wieder Geschiegel gespielt,
empfohlen, sie solle sich Gurken beschaffen,
weil Masken zumindest die Schurken begaffen,
die wären, statt "Hochwohlgebohrener", ärmlich,
doch segelten ihr beide Ohren erbärmlich?

"Schneewittchen! Du solltest verwesen, doch nie
von Atemnot garstig genesen! Doch wie?
Die Zwerge, gewiss, diese rollige Meute,
die zerrten an ihr!", was die Mollige reute.
Bald schnitzt ihr der Linde paar Kerben am Stamm,
verkreuzt, denn Schneewittchen wird sterben, am Kamm!"

Im Zwergenhaus schrien an der Türe die Kätzchen,
Schneewittchen sei bös, maniküre die Tätzchen,
da klang es von draußen: "Gebt Bares, recht willig,
kauft Kämme aus China!" (drum war es recht billig),
"Schneewittchen, komm gib mir paar Mäuse vom Lohn,
dir sterben beim Kämmen die Läuse - vom Mohn!"

Es lohnt wohl, statt billige Ware zu haschen,
in Zwergengesellschaft sich Haare zu waschen!
Sie hätte den Schaden am Schädel vermieden!
Fast wäre, nebst Läusen, das Mädel verschieden.
Ihr steckte der Kamm in den Klumpen der Haare.
Den Zwergen floss reichlich aus Humpen der Klare,

aus Sorge, Schneewittchen verglühe die Fratze,
drum schoren sie ihr in der Frühe die Glatze,
statt sachte und sanft das Getönte zu scheren,
beschlossen sie gar, die Geschönte zu teeren
und meinten, sie lebend, doch grässlich zu haben,
wär besser als Gräber so hässlich zu graben.

"Oh Spiegel, ich mime zur Misswahl die Biene!"
Doch dieser verzog zur Gebisswahl die Miene.
Die Königin tobte, ihr Lachen gedriftet,
sie hörte: "Wo werden denn Drachen geliftet?
Dir stünde die Rolle als hässliche Ente,
beantrage, Olle, als Hässliche, Rente!"

Da klatschte im Schlosshof vom Gaul reiche Fülle,
die Äpfel, noch dampfend, die faulreiche Gülle.
Schon rief sie frohlockend: "Die gehn, schön Versiffte,
wie wär's, wenn ich die mit Arsen schön vergifte?"
Sie lief und erreichte die Berge vor zwei,
zum Glück kamen keinerlei Zwerge vorbei.

Schneewittchen stand draußen, sie zählte die Quecken,
aß Würmer und Schnecken und quälte die Zecken,
weswegen sie auch aus dem Schlunde so stank,
doch wirkte sie nach einer Stunde so schlank.
Schneewittchen lag da, in der Wärme verdurstet,
paar Äpfel verdaut, vom Gedärme verwurstet.

Schon nahten die Zwerge. Sie waren so heiß,
doch fanden Schneewittchen mit Haaren so weiß.
Sie zerrten vereint, sie auf Rinden zu betten,
von Kämmen und würgenden Binden zu retten,
zerfetzten die Kleider und stritten vom Schnaps
enthemmt um die Strümpfe, geschnitten vom Straps.

Schneewittchen blieb leider die Zunge gelähmt,
durch Äpfel im Hals auch die Lunge gezähmt.
Zwar hatten paar Mücken die Stücke gerochen
und drum, statt den Hals, die Perücke gestochen,
doch heulten die Zwerge bei grausiger Luft.
Schneewittchen lag faltig in lausiger Gruft.

Bald nervte die Zwerge das Spähen und Kratzen,
am Sarge Schneewittchens, der Krähen und Spatzen.
Auch drohte die Kiste recht karg zu versacken,
weil Geier sich trauten, den Sarg zu verkacken.
"Genug!", rief der Zwergenboss Hinz, "An den Prügel!
Jetzt robbt noch ein dämlicher Prinz an den Hügel!"

Der kroch in den Sarg zu Schneewittchen, zu Schnecken,
das Mädel mit Leberwurstschnittchen zu wecken.
Doch plötzlich begrapschte der Flegel die Schlanke!
Versehentlich droschen die Schlegel die Flanke
Schneewittchens, die stöhnte: "Welch Krampf - auch im Magen!
Ach Prinz, dir klebt Apfelmusmampf - auch im Kragen."

Welch glückliche Wende, das Schlechte zu spucken,
oh wahrlich, ein Grund, wie die Spechte zu schlucken.
Der Prinz schwenkte freudig die Lanzen mit Wappen
und Zwerge zur Hochzeit die Wanzen mit Lappen.
Die Königin tanzte. Was schwenkte sie hitzig?
Nur glühende Schuhe, man henkte sie schwitzig.


 

 

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Alles auf einen Streich
Steffen Heinig © 2006

Weil mir miese Fliegenplagen
häufig auf den Magen schlagen,
jagte ich vor Tagen eine,
traf beinahe - nah am Beine!

Logisch, selbst die Küchenwände
ölte ich behend am Ende.
Mann, das wirkte und sie rutschte,
während sie die Wand belutschte.

Klar, die fette Glätte hätte
Konsequenzen, jede Wette,
wenn die Fliege plötzlich sänke,
die Gelenke sich verrenke.

Ach, sie sollte sich die Haxen
hart am Tellerrand verknacksen,
schwämme dann mit viel Getose
lose in der Bratensoße.

"Warte nur, du fetter Brummer,
mieser, fieser, böser, dummer!
Stürzt du nieder brechen deine
spindeldürren Fliegenbeine!"

Mit gefüllter Soßenkelle
sprang ich schnell. Als potenzielle
Absturzstelle schien mein Braten
ziemlich ins Visier geraten.

Meine Landung komplizierte
Soße, die am Boden schlierte,
weil sie aus der Kelle schwappte.
Telemark! Die Landung klappte.

Schmerzlich leider, ich vermisste
irgendwie die Auslaufpiste,
prallte nach vollbrachter Landung
hart an meine Küchenwandung.

Naseblutend rückwärts rutschte
ich, was hochbeachtlich flutschte,
durch den Rückstoß, via Besen,
eiligst Richtung Küchentresen.

Endlich eine feste Stütze!
Aber nein, denn Rote Grütze
flog samt Schüssel durch das Zimmer!
Schlimmer,dacht ich, kommt es nimmer.

Doch! Ich brühte, Gott behüte,
weil das Kochfeld rötlich glühte,
mir die Hand im Bräter, Tiegel,
leider ohne Gütesiegel!

Ja, ich blieb am Boden kleben!
"Oh der Fliege werd ich's geben!",
schwang die Pfanne, doch ich döste,
als sie sich vom Finger löste.

Herrlich, wie das Futter streute
(Was die Fliege gar nicht freute!),
als die Gulaschkugeln klatschten
und die Fliege fast zermatschten.

Nun, die schwere Pfanne schwirrte
ab durchs Fenster, als es klirrte.
Ich blieb Sieger! Will ich mehr?
Denn das Vieh flog hinterher! 

 

 

 

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Über den Durst
Steffen Heinig © 2006

Weil Kumpel schrecklich trinkend stanken
und später schlimmer stinkend tranken,
sah man sie schwächlich sinkend wanken,
worauf sie letztlich winkend sanken.

 

 

 

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Vom gelüsteten Lecken
 (chinesische Lesung) 
Steffen Heinig © 2006

Hoch gelüstet stand ein Knappe,
leckte seine lange Lanze,
bis zum Himmel, doch am Boden
lutschte schlapp des Lappen Schwanze.

An des Knappen Lappensattel
schimmelte die Eisenplatte,
die den Lappen ziemlich schlappte,
weil die Platte Masse hatte.

Doch den Lecken schleckten keine
Kümmelnisse, denn im Legen 
litt in schnellen, wilden Schlitten
lasch ihm seine Maid entgegen.

Quietschend knallten die Gelenke,
denn die steife Lüstung schnallte,
weil des Knappen Lappen scheute,
als die Knappenpeitsche knallte.

Wackel doch ein wenig wackelnd,
launte diesel „blll“ bleib stehen,
stieg gewandt vom Sattellücken, 
sah des Flauchens Locke wehen.

Und so lief sie ihm entgegen,
des Gewandes Stoffe lauschten,
lichtete die Locknaht schnelle,
weil am Land die Falten bauschten.

„Hell!“, lief Genoveva wimmelnd,
„Melkt wohl auf, ich habe Kunde,
meine Sippe liegt in Fehde,
will sich Laufen wie die Hunde.

Laufe, leite – oh mein Lecke! 
Eule Liebe ließ mich weiten!
eilet, denn die Sippenholden
nahen schon von allen Seiten!

Klampfhaft lag ich nachts im Glase.
Dann, als du die Klampfe schwangest,
schimmelte auch ich im Mondlicht
weil du Liebesleime sangest.

Übelmannt von deinen Weisen
und den süßen Blütendüften
übelkamen uns Gelüste,
schwängeltest du meine Hüften.

Blutig soll die Lache enden!“
„Lachhaft!“, schnullt es aus dem Lecken,
„Lass die dummen Holden leiten,
will die willen Wilden schlecken!“

Kaum gesagt schlammt eine Pike
an des Lecken Lückenlippe.
„Oh, welch Schmelz, ich spül mein Ende
in den Händen diesel Sippe!“

Schluchzend lief die Genoveva:
„Lasset Odem noch im Knappen!“
Blutig biss sie sich die Lippe.
„Schnappt des Knappen schlappen Lappen!“

„Deine Flucht ist ausgeschlossen!“,
liefen all die lauen Helden,
„Du befluchtetest die Dame,
musst als Bläutigam dich melden!“

Flöhlich endete die Fehde,
als die Hochzeitsglöckchen klangen.
Auch das Gäulchen zielte keinen
Tisch als Wulst, gut abgehangen.

 

 

 

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Beim Zahnarzt
Steffen Heinig © 2006

Kaum hab ich was geschluckt im Mund,
bemerk ich, dass es muckt im Schlund,
denn meine Zähne knacken bitter.
Mich zieren dicke Backenknitter.

Der Zahnarzt muß den Rachen sichten
und dann die schwachen Sachen richten.
Doch mehr noch als mein Wangenzahn
sorgt mich des Doktors Zangenwahn.

Vor Angst im Wartezimmer schlitternd,
hör ich von drinnen, schlimmer zitternd,
wie einer ob ’ner Züste wimmert
an der der Zahnarzt wüste zimmert.

Letztendlich, nach ’ner Kummerstunde,
verließ den Raum ein stummer Kunde.
Er gönnte sich auf Tragen Schlaf,
weil ihn des Arztes Schlagen traf.

Ich litt, weil ich die Nummer kannte,
die man zu meinem Kummer nannte,
begriff sofort den Plagesatz:
„Die 10 herein! Ich sage Platz!“

Ich dachte: „Schnell im Zimmer ducken!“
Der Schlächter lässt den Dimmer zucken. 
Zu spät, erspäht! Vom bleichen Zinken 
der Nase sah er Zeichen blinken. 

Er schnappte mich und band mit Hast
brutal am Stuhl die Hand mit Bast.
Ich will hier raus, vom Sitze springen! 
Wie kann der nur mit Spritze singen?

Durch Stiche vieler Sudelspritzen
muß ich im Spuckesprudel sitzen
und spüre bang vom schwachen Ritzen,
befällt mich schlimmes Rachenschwitzen.

Mit Mund geweitet zwischen Zangen,
die mich zu einem Zischen zwangen,
traktiert der Knilch mich, geißelt murrend 
den Backenzahn und meißelt gurrend.

So muß ich mich im Schwitzen winden.
Gott, lass dem Kerl die Witze schwinden!
Mir schwindelt schon! Mit Bangen zog
das Monster, was die Zangen bog! 

Er wütet auf mir ratscht die Lippe,
hängt auf dem Brustkorb, latscht die Rippe.
Die Massen seiner Hüftenlasten
lassen mich nach Lüften hasten.

Erlöst! Mit einem Schniefer kippt, 
der Arzt, weil mir mein Kiefer schnippt.
Doch auch des Zahnes Spitze ruckte,
die ich gleich in ’ne Ritze spuckte.

Der Quälgeist stürzt und heult am Boden.
Die Lodenhose beult am Hoden!
Weil er sich selber schwingend spritzte,
und endlich auch mal springend schwitzte.

Ich lachte nicht, doch miepte: „Patt!“
Der Arzt hingegen piepte matt!
Worauf wir wie die Schleichen liefen
und später wie zwei Leichen schliefen. 

 

 

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Die Erlbluse 
Steffen Heinig © 2006

Wer hüpft noch so spät durch den Shop im Galopp?
Es ist eine Dame, sie dreht sich im Top
aus Tüll oder Seide mit halblangem Arm,
zu kurz an den Nieren, das Teil hält nicht warm.

"Sie bergen so traurig und bang ihr Gesicht?"
"Ach, sahen sie etwa das Preisschildchen nicht,
das Preisschildchen hier, den gigantischen Preis?"
"Sie lasen bestimmt nur den Pflegehinweis."

"Bezahle mich, eile, dann geh ich mit dir!
Dich quält doch Verlangen, Begehren nach mir.
Manch Mannsbild verzehrt sich nach dir bald am Strand,
denn halbtransparent ist mein seidnes Gewand."

"Ach, sähe ich nur, was die Bluse verspricht!
Kaschiert sie auch wirklich mein Übergewicht?"
"Bewahren Sie Ruhe, die Taille gewinnt
gewiss an Kontur, weht die Bluse im Wind.

"Willst du mich nicht kaufen? Ich will mit dir gehn!
Die Fummel im Kleiderschrank sollen mich sehn.
Die Fummel, gebügelt, in mancherlei Reihn.
Ich passe bestimmt noch dazwischen hinein."

"Doch sagen Sie, wäre der Kauf denn nicht dumm?
Im Kleiderschrank biegt sich die Stange schon krumm."
"Ich sehe das anders, Sie haben doch Stil
und modische Kleidung wird nimmer zu viel."

"Ich liebe Dich, lass deine schöne Gestalt
mich lustvoll umschmeicheln, du bist doch nicht alt."
"Ich muss dich besitzen und lass dich gleich an.
Oh Bluse, du hast es mir angetan!"

Schon jubelt die Dame, sie eilet geschwind,
trotz ächzendem Dispo, wie Frauen so sind,
sie tippt die Geheimzahl mit Mühe und Not;
den Arm voller Tüten, die Karte war tot.

(frei nach Goethes Erlkönig)

 

Erlkönig-Variation von Jürgen Feger

 

 

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"Die halbstarke Struwwelbande" von Dr. Steffen Heinig

 Lach-und-Sachgeschichten.com

 

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