Der
Zirkelschneck - moderne Gutenachtgedichte, |
Wer ist DeGie? - Ludwig Janssen
Wo Wunder wurzeln
Ludwig Janssen © 6.3.2003
Letzten Sommer saß ich,
das Leben im Arm,
unter einer alten Linde,
lauschte dem Spiel des Windes
im Laubwerk.
Ihre Krone griff sich
mit der Selbstverständlichkeit
von Jahrhunderten
den Himmel
mit ausladender Geste.
Ihre Wurzeln wußte ich
in ebensolchem Umarmen
in der Erde.
Lerchen stiegen
in perlendem Gesang
aus den Feldern,
der Sonne entgegen.
Schwirrend griffen sich
ihre kleinen Flügel
ein Stückchen Himmel
für die kurze Spanne des Steigens.
Da saß ich nun
unter dem alten Baum
und fragte
nach der Wurzel der Vögel.
Sah sie sinken,
wähnte ihre Wurzeln
in Früchten
und Feldern.
Wo wurzeln Wunder?
Nachdenklich
ging ich heim,
den Stand eines Baumes
und Vogelflug
im Herzen.
Kommentar
von Martin McHuber
09.03.03 21:11
... das Leben im Arm fragt er sich tatsächlich wo Wunder wurzeln
... oder fragt er bloß uns? ... beeindruckende Zeilen, lieber
Ludwig, die Antwort kennst Du selbst ... natürlich ... dort wo
wir bereit sind sie als das zu erkennen was sie sind, dort
wurzeln Wunder ...
lG, Martin.
Kopfstand
vor Regenbogen
Ludwig Janssen © 03.03.2003
Es wölbte sich über das Land,
zog mit dem Westwind vor mir her:
Gebrochenes Licht,
Wasser im Himmel.
Alles Physik!
Spiel, nicht mehr!
Ich schmunzelte,
ein wenig traurig,
stellte mich auf den Kopf
und sah
einen Regenbogen…
lächeln.
Der Zirkelschneck
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Karpfen, Mond und Zirkelschneck
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In Zirkelschnecks Haus
Ludwig Janssen ©
11.3.2003
Im Leben eines Zirkelschnecks
sind da noch diese blauen Stunden,
wo er versonnen sich verliert
in diesem Drehen, längst gewunden,
das sich dreht in Innerkreisen,
in denen er auf alten Stufen,
seines langen Wanderns müde,
den Stimmen folgt, die nach ihm rufen.
Lautes Schreiten wird zum Flüstern,
doch weiten sich ihm wissend Hallen,
folgt er enger Serpentine
zu dem Ort, wo Sterne fallen.
An den Wänden tanzen Lichter
in alabasterweißem Schimmern,
die blasse Spitze birgt im Kern
das Tor zum Morgen im Erinnern.
Dies Schneckenhaus ist sonderbar:
Sein Leben träumt sich hier, zufrieden,
bar von Zweifeln und Visionen
und All sein, Träumen - ist ein Lieben!
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Nur Pfützen
Ludwig Janssen ©
12.3.2003
Es passiert mir immer wieder,
besonders nach Regentagen,
da gehe ich gedankenverloren spazieren
und in mir zaubern Worte
Vögel und Wurzeln.
In einer Welt ohne Arg
finde ich dann Spiegel,
die den Himmel zeigen:
Blauschimmergrün,
Fenster mit Wolken.
Den Himmel
zum Greifen nah
- ob ich auch mich darin erkenne? -
laufe ich los und springe:
PLATSCH!
In den Socken kaltes Wasser,
an den Schuhen Schlamm,
im Sinn braunes Wirbeln:
Enttäuschung.
End-Täuschung? Nein, leider!
Es gibt Spiegel,
die täuschen,
da taugt nur die Haut.
Diese Spiegel, so weiß ich,
fürchten die Sonne.
Der Karpfen
Ludwig Janssen ©
22.3.2003
Ein Karpfen steht in einem Teiche
unter einer Blumenleiche.
Sieht Blume, Licht und Wellenspiel,
sagt dazu nichts und denkt nicht viel,
läßt eine Blase steigen - Blubb! -
der Meinung, das sei ihm genug.
Versonnen kommt ein Freund daher,
sein Leben wiegt gedankenschwer:
Durchdacht, gewogen und seziert
tanzt sich's in Nacktheit ungeniert,
macht ihm sein Schreiten schwer wie Blei;
die Blumen sind ihm einerlei.
Wie er so steht an jenem Teiche
das Leben schwer und stets das Gleiche
steigt der Karpfen an die Fläche
des Obers, um mit ihm zu sprechen.
Sie schauen sich verwundert an -
ein Karpfen hier, dort Menschenmann.
Des einen Atmen strömt im Nassen,
das andre kann den Himmel fassen.
"Hier, wo ich bin, ist dir kein Schweben.
Dort, wo du bist, kann ich nicht leben."
Dann hüllt der Karpfen sich in Schweigen,
sinkt und läßt perlend Blasen steigen,
derweil mein Freund von dannen schreitet,
beschwingt vom Bild, das ihn begleitet:
Dass die Balance gelebter Dinge
ein Erdensein zum Schweben bringe.
So liebt er auch das Licht im Schönen
und seine Tiefen - seine Höhen
(DeGie 23.03.03, Spontankommentar zum "Karpfen")
Mein Freund in Schuppen, Grätchenfrage
bei Nacht oft schwimmt und singt bei Tage
die Lieder, die den Fischen eigen
und bricht der Fluten stummes Schweigen
Und schon alsbald erklingt am Teiche
der Regesang der blinden Schleiche
der Regen sank und ward schon bald
vor Segen krank und ohne Halt
Und wie sich so die Pfützen meerten
die Freunde ihre Frage klärten
ob Obers 8 die N8 bew8
es l8 im Sch8, ganz unbed8
Hab Acht, wenn neunzehn Elfen singen
doch laß das Fischlein weiter klingen
und Menschenmann ruhig fragend stehen
und Winde Lieder weiter wehen
Wenn manchmal auch, trotz mancher Krapfen
die Hungernden im Dunkeln tapfen
Wie Horst dereinst im Dunkeln tappert
im Lungern mit der Zunge klappert
So bleibt uns nur noch zu erwähnen
Die Zeilen lassen niemals gähnen
Der Rinnen Saal soll nie verrinnen
Und Ludwig weiter Sehgarn spinnen!
(Ludwig Janssen 23.03.03, Rekomm zur "Meerchenstunde")
Meinen Rat
will er nicht
meinem Rade
folgend, (schade)
sein Gesicht
in Dichter-Licht
verklärt.
er fährt
fort
so zu sagen
im großen Wagen
stellt
sich ins Zelt
des Himmels,
OH!
und sagt:
"So!"
Kehrt heim
verträumt
des Dichtens Freund
dieweil verkehrt
er Radschlag fährt
und Worte
durch ein Ander purzelt
die Torte
und der blöde Sinn
wurzelt
tief in DeGie drin.
Und doch
ein Loch
ist sein Empfinden
so tief, so fein
dass es der Austern Schale schütze
und nicht aus Kübeln Grübeln spritze
wer mag er wohl sein?
Ich meine,
dass in diesem Kerle
eine Perle
in mattem Scheine
ruht
und nun ist's gut! :)
Gesamtkommentare
zum Karpfen
(u.a.
Claire.delalune, Martin
McHuber)
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Originalkommentare zur Meerchenstunde
feat. DeGie
zu Valentinas und Ludwigs Bildern in der Galerie
Elop
Euli -
eine Kurzgeschichte von DeGie
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und Malwiesel (Andrea-Christine Kühler, 08.07.1965-18.02.2006)
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der kleine hunger zwischendurch
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Ludwig Janssen auf den Feiertagen der Eskimos
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